Buchvorstellung mit Prof. Gerd Habermann: Freiheit in Deutschland

Prof. Dr. Gerd Habermann bei seinem Vortrag — Foto: Hayek-Verein

„Man kann doch nicht alles mit uns machen“

Unseren lange erwarteten Gast Prof. Dr. Gerd Habermann konnten wir nach dem langen Corona-Stillstand nun endlich am 22. Juli 2021 im Gasthof Coschütz begrüßen. Mit einem Parforceritt durch die Nationalgeschichte stellte er sein neues Buch „Freiheit in Deutschland. Geschichte und Gegenwart“ vor.

Aus unserer Redaktion. — Dresden, 24. Juli 2021

Nach mehrmaliger Termin-Verschiebung konnten wir nun endlich – wieder einmal – Prof. Dr. Gerd Habermann, Initiator und geschäftsführender Vorstand der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft sowie Honorarprofessor an der Universität Potsdam, in Dresden begrüßen. Wir hatten uns einen Vortrag erbeten, in dem er sein neues Buch „Freiheit in Deutschland. Geschichte und Gegenwart“ vorstellen würde.

Unser Vorsitzender Dr. Reinhard Günzel begrüßte den Gast herzlich und leitete mit Gedanken zu „Eigentum und Recht und Freiheit“ auf das Vortragsthema über.

Prof. Habermann hat einen schwungvollen, griffigen, jederzeit verständlichen Schreibstil, der auch sein neues Buch prägt. Souverän schreitet er durch die Epochen und brilliert mit immensem Wissen. Er führt neben den selbstverständlich erwähnten „großen“ und prägenden Gestalten auch Namen und Episoden an, die er aus den Fußnoten historischer Werke heraus im Licht seiner stringenten Gesamtschau lebendig werden läßt.

Achtunggebietende Bewältigung des umfangreichen Stoffes

Wie seine schriftliche, achtunggebietende Bewältigung des umfangreichen Stoffes, so beherrschte er auch im Vortrag das Thema in allen Details. Fast 2000 Jahre deutscher Geschichte mit dem besonders respektvoll erwähnten Arminius, mit Panzerreitern und Reichsdörfern, mit Wendepflug und der Thüringischen Anarchie – viele Episoden ließ Prof. Habermann an den Zuhörern vorbeiziehen.

Immer wieder in den Blick genommen wurden die Besonderheiten der deutschen Entwicklung, die Vielgestaltigkeit, die Vielstaatigkeit und der Föderalismus. Prof. Habermann machte auf die reiche Kultur der Schlösser, Burgen, Parks, Theater, Museen und Orchester sowie die deutsche Städtekultur aufmerksam, die bleibende Früchte der dezentralen kleinen Mächte sind. Deshalb erklärte der Redner auch seine Sympathie für ein dezentrales Europamodell, das von einer deutschen Partei und von liberal-konservativen Kräften in der Schweiz angestrebt wird.

Während sein Buch „Der Wohlfahrtsstaat. Die Geschichte eines Irrwegs“ (2013) doch eher eine deprimierende Entwicklung zu immer mehr obrigkeitlichem, bürokratischem Druck und immer mehr untertänischem Sichabfinden und Resignieren zeichnet, so ermutigt und erfrischt „Freiheit in Deutschland“ doch mit der Sicht auf absolute Verbesserungen des Lebens, die mit der marktwirtschaftlichen Entwicklung einhergegangen ist: höhere Lebenserwartung, Demokratisierung des Wohlstandes, Dezentralisierung der Macht und der reale Aufstieg der vielen kleinen Männer und Frauen.

Rückschlag für die geistige Freiheit

Deutlich machte der Autor natürlich auch, dass der Fortschritt bedroht ist durch den Rückschlag für die geistige Freiheit, den er schon an Luther festmachte. Die gegenwärtige Bedrohung von Dezentralität und Wettbewerb im bundesdeutschen Staatswesen wirkt – gemessen an der freiheitlichen Geschichte der Deutschen – nicht endgültig. So schloß Prof. Habermann auch mit dem Satz: „Man kann doch nicht alles mit uns machen, auch nicht unter Corona-Bedingungen.“

Eine Fragerunde schloß sich an, bei der sich auch angestauter Redebedarf in den Zuhörerkreisen Bahn brach. Zu persönlichen Gesprächen kam es noch, während Prof. Habermann einige Exemplare seines neuen Buches signierte, und danach, als in gemütlicher und vertrauensvoller Runde dem verdienten Bier zugesprochen und der Goldriesling vom namhaften Weingut Schloß Proschwitz verkostet wurde.

 

Prof. Dr. Gerd Habermann signierte einige Exemplare. — Foto: Hayek-Verein
Prof. Dr. Gerd Habermann signierte einige Exemplare. — Foto: Hayek-Verein

 

Unser Verein kann mit diesem anregenden Abend in Coschütz einen vollen Erfolg verbuchen. Für den Vorstand verbleibt jedoch die Aufgabe, noch mehr Interessenten in unserer Halbmillionenstadt für die Freiheitsgedanken aufzuschließen und Vereinsveranstaltungen als Anlaufpunkt für tiefergehende politische Gespräche anzubieten.

DER AUTOR

Professor Dr. Gerd Habermann hat nach interdisziplinärem Studium an den Universitäten Frankfurt/M., Wien, Tübingen und Konstanz mit einer Dissertation zur preußischen Sozialgeschichte abgeschlossen. Er war danach Assistent des Historikerverbandes in Heidelberg, dann am Soziologie-Lehrstuhl von Prof. Friedrich H. Tenbruck. Bei der freihändlerischen Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (heute: Die Familienunternehmer) baute er ein »Unternehmerinstitut« auf und leitete es bis 2010. Habermann ist Initiator und geschäftsführender Vorstand der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft. Seit 2003 ist er Honorarprofessor an der Universität Potsdam. Zu seinen wichtigsten Publikationen gehören: Der Wohlfahrtsstaat. Die Geschichte eines Irrwegs (3. Aufl. 2013) und Freiheit oder Knechtschaft? Ein Handlexikon für liberale Streiter (2011).

DAS BUCH

Gerd Habermann: Freiheit in Deutschland.
Gerd Habermann: Freiheit in Deutschland. Geschichte und Gegenwart. OLZOG edition im Lau-Verlag 2020. ISBN 978-3-95768-224-6. Erscheint im November 2020. Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, ca. 288 Seiten, Format 15 x 22,7 cm. € 24,00 [D] | € 24,70 [A]

 

 

 

Zurück