Maybrit Illner, die Bonner Ultras und der Sender Jerewan

— Screenshot: ZDF/maybrit illner

Lingua sinistram Imperii

Rechts, Rechtsradikal, Rechtsextrem

Kommentiert von Dr. Reinhard Günzel. — Dresden, 17. Dezember 2019

Das beste Gebührenfernsehen, das wir je hatten, läßt seine Zuschauer daran teilhaben, wie Gäste aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft unter Leitung einer Moderatorin beim Thema der Woche kontrovers und leidenschaftlich debattieren. Trotz aller vorgeführter Leidenschaft: im Fernsehen geht nichts ohne präzise Vorbereitung und Regie. Aufregendes passiert daher leider selten, auch wenn gegackert wird wie im Hühnerstall. Die Fragen sind so wohlwollend langweilig wie die Antworten vorhersehbar. Wird es wirklich einmal beinahe spannend, wird nicht nachgebohrt, sondern abgebrochen.

Dem Zuschauer mit DDR-Erfahrung drängen sich hier mitunter Anfragen an den legendären Sender Jerewan auf, wie auch im November, als Maybrit Illner Prof. Meuthen befragte, was zu folgender Anfrage an den Sender Jerewan animierte:

Stimmt es, daß kürzlich Katja Kipping zu Maybrit Illner eingeladen wurde und sie zu ihrer Haltung gegenüber der Antifa, der „Kommunistischen Plattform“ und, im Hinblick auf die gerade hochkochende Enteignungsdebatte, zum Privateigentum befragt wurde? Und stimmt es auch, daß Katja Kipping zum Ende der Sendung noch der Pionierauftrag mit auf den Weg geben wurde, in ihrer Partei nun aber endlich den Kampf gegen Links mit Entschlossenheit aufzunehmen?

Antwort des Sender Jerewan: Im Prinzip ja, nur war es nicht Katja Kipping, sondern Prof. Meuthen, den wir eingeladen hatten und er hat von uns auch nicht den Pionierauftrag bekommen, den Kampf gegen Links mit Entschlossenheit zu führen, sondern Maybrit Illner forderte gegen Ende der Sendung Prof. Meuthen nachdrücklich auf, den Kampf gegen Rechts aufzunehmen.

Und das war beileibe keine Satire, die meinte das wirklich so! Da fragt man sich doch ernstlich, in welcher deutschen Wirklichkeit wir eigentlich leben? Sind etwa Drogen im Trinkwasser?

Rechte verstehen Freiheit zuerst als Freiheit von staatlicher Gängelung und staatlichem Zwang. Sie schätzen Anstrengung, Risikobereitschaft, Eigenaktivität, wie sich auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung nachlesen läßt. Eine solche Charakterisierung taugt auch den Linken schlecht für Feindbilder, auch nicht, wenn sie radikal verinnerlicht oder in ihrer extremen Form gelebt wird. Aber, man wußte sich zu helfen und schob den Rechten einfach mal so die nationalen Sozialisten mit unter. Das war genial, denn ab sofort mußte sich jeder rechtschaffene Mensch, der kein Linker sein und sich Gehör verschaffen wollte, erst einmal für die unfaßbaren Verbrechen der nationalen Sozialisten rechtfertigen. Dabei ist die von linken Meinungsmachern gezogene Trennlinie unscharf und ihre Position, die Erlaubtes vom Unsagbaren trennt, wird im Verlaufe des mit hunderten Millionen an Steuergeldern finanzierten Kampfes gegen Rechts fortwährend nach links verschoben, irgendwann bis hin zu Lenin. Weiter nicht, denn danach geht man sich bekanntlich untereinander an die Gurgel.

In der DDR wurde eifrig gegen die Bonner Ultras, die Ultrarechten polemisiert, was immerhin etymologisch noch korrekt war, denn die Bedeutung von Ultra ist eben „jenseits von etwas“. Heute ist Rechtsextremismus ein Fall für den Verfassungsschutz, wer als rechtsradikal gilt, fliegt aus Gaststätten und Vereinen, und ob Rechte Beamte werden dürfen, wird schon mal in Zweifel gezogen.

Ganz offensichtlich hat Maybrit Illner den Kampf gegen Rechts total verinnerlicht, bis ins andere Ich hinein.

DER AUTOR

Dr. Reinhard Günzel ist Stellvertretender Vorsitzender des Hayek-Vereins Dresden.

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