Reinhard Günzel: Ausgang der Bundestagswahl aus freiheitlicher Sicht

Sind die Stimmen für die Tonne? Wahltonne für die Bundestagswahl 2017, Zentrales Wahlbüro im Technischen Rathaus zu Bochum — Foto: Wikimedia/W.-D. Haberland

Der Wettbewerb der Gauner

Zum Ausgang der Bundestagswahl 2021 kommentiert Reinhard Günzel: In den kommenden Jahren, unter welchem Kanzler und unter Mithilfe welcher Partei auch immer, werden wir ein Stück weiter sein auf dem Wege der Umwandlung eines freien, prosperierenden Landes in eine triste, wirtschaftlich abgeschlagene DDR.

Von Dr. Reinhard Günzel, Vorsitzender des Hayek-Verein Dresden e.V. — Dresden, 1. Oktober 2021

Der Wettbewerb der Gauner war Titel und Kernaussage eines Buches von Hans-Hermann Hoppe, der aus den Zwängen und Abläufen der Auswahlverfahren von Entscheidern im demokratisch organisierten Parteienstaat, eben jener zu wählenden Volksvertreter an den Schalthebeln der Macht, schlußfolgerte, daß sich deren Qualität zwangsläufig und stetig verschlechtern würde.

Schaut man sich das von den schon länger hier regierenden Parteien vorgelegte Aufgebot ihrer Kanzlerkandidaten an, kommt man nicht umhin, Hans-Hermann Hoppe zuzustimmen. Die drei aussichtsreichsten Kandidaten, durch die Bank Apparatschiks*innen aus dem vom Steuerzahler zwangsweise gemästeten Universum, bestehend aus Parteien und mit denen verflochtenen Vereinen und Organisationen, ohne erwähnenswerte Erfahrungen aus der eigentlichen Arbeitswelt.

Hochgejubelt von den Medien

Der Gipfel der jeden Wähler mit einem Rest an Vernunft beleidigenden Unverschämtheit war eine notorische Lügnerin, unisono hochgejubelt von Presse und öffentlich-rechtlichen Medien, die vermeint, mit einem erfundenen Lebenslauf ins Kanzleramt gelangen zu können.

Laschet, der sich während des Wahlkampfs nicht festlegen wollte, ob er als Kanzler mehr oder weniger Merkel wagen würde, muß sich jetzt mit genau diesen Fragen auseinandersetzen, wobei die Chancen nicht schlecht stehen, daß die CDU den Ballast ihrer verbliebenen konservativen Reste über Bord wirft, um sich weitere Positionen des linken und grünen Milieus anzueignen. Wie auch immer, Laschet scheint erledigt.

Ganz anders die strahlende SPD, die zuallererst Frau Esken unter Hausarrest mit Kommunikationsverbot stellte, um dann Scholz zum Kandidaten auszurufen. Überraschung – Scholz hat einen richtigen Beruf, ist Mitglied einer Anwaltskanzlei, ohne sich mit fragwürdigen Doktortiteln zu schmücken. Das ist doch schon mal was, auch wenn unter seiner Führung etliche Skandale das Finanzministerium erschütterten und die offenen und die verschleierten Staatsschulden explodierten.

EZB druckt Unmengen an Geld

Gibt er künftig den Kanzler, wird er allerdings auch bald mit den Folgen seiner bisherigen Politik konfrontiert werden. Das geht gleich mal beim Gelde los, denn mit dem Segen Deutschlands druckt die EZB fortwährend Unmengen an Geld zur Finanzierung insolventer Staaten, fördert deren Insolvenzverschleppung und inflationiert die Währung im Euroraum. Das ist mittlerweile „alternativlos“, denn geldpolitische Möglichkeiten einer Umkehr gibt es nicht mehr.

Um den drohenden großen Krach zu vermeiden, wird das erprobte und eingeübte Zusammenspiel von Regierungen und Zentralbanken weiter intensiviert. Mit anderen Worten: es werden künftig noch mehr und mehr und tiefergreifende Eingriffe des Staates in das Wirtschaftsleben erforderlich, es wird eine sich immer schneller drehende Interventionsspirale in Gang gesetzt.

Staatseingriffe haben Nebenwirkungen

Eingriffe des Staates in die Wirtschaft haben verläßlich ungewollte Nebenwirkungen, bewirken zusammen mit der Geldpolitik einen schleichenden Niedergang der Wettbewerbsfähigkeit und damit der Wirtschaftskraft eines Staates. Sinkende Wirtschaftsleistung wiederum treibt die Anforderungen an die Sozialsysteme nach oben, Anforderungen, denen das Gemeinwesen schon bald nicht mehr entsprechen kann.

Nun ist der Glaube an den alles regulierenden, am sogenannten Gemeinwohl orientierten Versorgungsstaat in Deutschland ungebrochen. Bevor hier Reformen angegangen werden, werden lieber weitere Freiheitseinschränkungen und Verletzungen der Eigentumsrechte ungeachtet der Folgen vorgenommen.

Angesichts dieser Zwänge wirkt es fast wie ein Sahnehäubchen, hält man sich die von den jeweiligen Koalitionspartnern geplanten Maßnahmen, die ja auch die Wünsche ihrer Klientel befriedigen müssen, vor Augen.

Migration und Klima werden kosten

Diese Wünsche werden nochmal extra kosten und zwar auf allen Gebieten, allen voran Migration und Klima. Zwar wird beispielsweise beschwichtigt, daß die geplanten CO₂-Abgaben an den Bürger zurückgegeben werden, doch allein, wer das glaubt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.

In den kommenden Jahren, unter welchem Kanzler und unter Mithilfe welcher Partei auch immer, werden wir ein gutes Stück weiter sein auf dem Wege der Umwandlung eines einstmals freien, prosperierenden Landes in eine triste, graue, wirtschaftlich abgeschlagene DDR.

Nur eine Frage bleibt offen, sie läßt sich hier und heute schlecht beantworten: Wenn es nicht mehr weiter geht, wer hilft uns dann auf? Die Chinesen? Oder werden wir es aus eigener Kraft schaffen?

DER AUTOR

Dr. Reinhard Günzel ist Dipl.-Physiker im Ruhestand. Ab 2016 versammelte er libertär gesinnte Mitstreiter zu monatlichen Treffen, aus denen dann unser Hayek-Verein Dresden e.V. hervorging, dessen Vorsitzender er ist.

 

 

 

Zurück