Jubelnde Revolutionäre von 1848 auf den Barrikaden: für die Deutsche Einheit und für die Freiheit. — Foto: Wikimedia

Der Hayek-Verein Dresden

Wir haben uns als Mitglieder des Hayek-Vereins Dresden zusammengefunden, um die freiheitlichen Überlieferungen in der Gegenwart wachzuhalten und unsere Leistungen hinzuzufügen – nach dem Satz des Konfuzius: »Tradition heißt nicht: die Asche bewahren. Tradition heisst: die Glut weitertragen.«

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Der Wille zu einer geordneten Gesamtheit:
unsere Webseite wird in die Welt gesetzt

Von Ralf Schutt, Schriftführer des Vereins, zum 6. Mai 2019

Zum Online-Start sollen aus der Sicht des Redakteurs an dieser unauffälligen Stelle für Interessierte einige Ideen zur Typografie der Webseite erläutert werden. Die Webseite wurde mit den denkbar geringstmöglichen Mitteln, aber mit hohem Einsatz gebaut, in relativ kurzer Zeit und ohne lange Palaver, wie das Neuentwicklungen manchmal so zähflüssig macht. Es gab keine Berge von Vorzeichnungen, keine Varianten, keine Exit-Strategie.

Ein guter Freund hat sie mit Contao nach meinem Entwurf verwirklicht und wir sind uns einig, dass wir viel erreicht haben und den Verein mit einem wunderbaren Instrument ausgestattet haben. Die Leitlinien waren neben einer robusten Praktikabilität die Gedanken von Struktur und Schönheit. Mein Vorsitzender hat das vorliegende Ergebnis in seiner unnachahmlichen Art mit einem markanten Lob gewürdigt, das hier festgehalten und überliefert werden soll: „… daraus spricht der Wille zu einer geordneten Gesamtheit“.

Wirkung von Typografie wird unterschätzt

Nun zu den Überlegungen: Ich stehe seit 40 Jahren beruflich im Printbereich und hatte Anfang der 2000er Jahre für eine private Webseite ein bißchen HTML gelernt und per CSS ausgebaut. Das Gerüst hatte ich für viel Geld in Auftrag gegeben, 1.500 Euro. Mit den Jahren kamen noch ein paar Erfahrungen mit Wordpress und Joomla hinzu. Alle diese drei CMS sind m. E. einfach nur schrecklich grob, widerspenstig, unübersichtlich und ungenau – verglichen mit dem, was ich aus Print gewohnt bin. Natürlich ist klar, dass die Anforderung, die Inhalte auf den vielfältigsten Endgeräten anzeigen zu müssen, noch eine andere Liga ist.

Bei vielen Druck- und Online-Erzeugnissen wird die Wirkung der Schrift unterschätzt. Es werden Mätzchen gemacht, um Aufmerksamkeit zu erreichen, aber eines der einfachsten und wirkungsvollsten Mittel wird vernachlässigt: die Schrift. Durch die Demokratisierung des Gebrauchs der modernen Geräte hat sich auch ein Niedergang der Typografie ergeben. Die meisten PDF mit Texten, die ich bekomme, sind einzeilig in Times oder Helvetica, Webseiten werden mit winziger Arial über die gesamte Monitorbreite auf die Menschheit losgelassen.

Grundschrift-Schriften und Überschriften-Schriften

Aber das muss nicht sein. Es ist sehr einfach, aus über 900 kostenlosen Google-Fonts einige schöne Schriften auszuwählen und in die Webseite einzubinden. Das haben wir gemacht.

Eine Feststellung muss an dieser Stelle noch vorangeschickt werden: Es gibt Grundschrift-Schriften und es gibt Überschriften-Schriften; der Laie kann heute alles hoch- oder runterskalieren, bei der Schriftauswahl ist aber die erste und wichtigste Frage: was hat man da vor sich, in welchen Bereich gehört die Schrift?

Da für die Webseite des Vereins unter Umständen große Textmengen komfortabel zu lesen sein sollen, galt die erste Entscheidung der Grundschrift. Und diese auch in schöner Größe, in nicht zu breiten Zeilen und mit ordentlichem Zeilenabstand. Es ist nichts leichter, als festzustellen, was gut lesbar ist und was an Substanz dahintersteht: mit dem „Untersuchen“-Werkzeug fragt man so lange auf gefällig anmutenden Webseiten großer Zeitungsverlage, FAZ oder NZZ, bis man aussagekräftige Werte ablesen kann. Denn eine in den CSS verschachtelte „em“-Angabe sagt wenig.

Mediävalziffern oder Versalziffern?

Nach einiger Zeit des Probierens kamen einige Schriften infrage und die Entscheidung fiel immer beim Test von bestimmten Zeichen. Hat die „1“ als Tabellenziffer eine Serife und ist sie gut vom „l“ zu unterscheiden? Sind es Mediävalziffern, die sich dem Text besser einschmiegen, oder Versalziffern, die in Tabellen übersichtlicher stehen? Stehen die Nullen gut bei „1.000“? Wie sehen „ß“, Bindestrich, Gedankenstrich, „&“ aus? Ist das kleine „e“ offen oder geschlossen und nahe am „o“?

Wie groß sind die Löcher – nicht im Käse, sondern bei „a“ und „e“? Sind die im Deutschen vielfach, zumal bei Abkürzungen vorkommenden Versalien nicht zu gewaltig und damit aus einem schön gleichmäßig grau wirkenden Text herausstechend? Wie hoch ist die Versalhöhe im Vergleich mit der Oberlänge der Minuskeln? Bei „modernen“ Schriften überragen ja die kleinen „l“, „d“ und „k“ die Großbuchstaben, was sehr zu einem gefälligen Textbild beiträgt. Alternative Schnitte wie Regular, Regular Italic, Medium, Medium Italic, Bold, Bold Italic usw. müssen bei komplexen Inhalten vorhanden sein.

Sahitya, Noticia Text und Kaushan Script

Viele solcher Betrachtungen führten dann zu immer kleineren KO-Listen und irgendwann setzte sich die Noticia Text als Grundschrift gegen die Merriweather durch. Als Wunschgröße hatte sich font-size 18px bei line-high 28px ergeben.

Parallel lief die Auswahl einer Überschriftenschrift, die im Minimum einen alternativen Schnitt haben sollte. Und es kam der Moment, an dem ich die Sahitya zum ersten Mal bewusst erblickte und damit war die Entscheidung gefallen. Sie ist ein Geheimtipp, ist sie doch weltweit nur auf 10.000 Websites eingebaut, allerdings nutzen „more than 320.000 websites“ die sehr ähnliche Alegreya. Man kann diese Zahlen aber abschätzen, wenn man z. B. berücksichtigt, dass manche Schriften in mehreren Millionen Webseiten verbaut sind.

Ganz kurzer historischer Exkurs: Die „karolingische Minuskel“ entstand um 765, daraus entwickelten sich die Schreibschriften. Sie galten wegen der Rechtsgeneigtheit als „humanistisch“ im Gegensatz zu der in Stein gemeißelten „römischen Capitalis“, von denen die Serifen stammen. Im Buchdruck bekam die Antiqua eine Kursive, beide waren aber in Blei gegossen, es waren zwei Welten, das sieht man noch jeweils am kleinen „a“. Die Sahitya kommt nun beinahe wie eine Fusion aus Antiqua und Italic vor, sie hat eine durch die kaum merkliche Neigung eine besondere Dynamik und durch die ordentliche Fettung eine starke Entschiedenheit.

Typografie ist nur für die Texte da

Für das Zitat ist die Kaushan Script sehr gut geeignet. Worte formen sich zu suggestiven Bildern und lassen sich doch gut lesen. Die wenigen Zeilen wirken entschlossen und kraftvoll. Ergänzt wird mit einer Open Sans für alle Service-Texte und den Vorspann, der gegenüber der Sahitya eine Nüchternheit ausstrahlen sollte, die einer Zusammenfassung gebührt.

Zum Schluß soll betont werden, dass die gesamte Typografie nur für die Texte da ist, sie dient den Texten. Sie soll keine besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sie soll bloß die Inhalte komfortabel lesbar machen. Dass gelegentlich ein typografisch geschultes Auge wohlgefällig darauf ruhen kann, das wäre eine schöne Nebenwirkung.