Deutscher Steinkohlenbergbau beendet: Letzter Schacht wird zubetoniert

Ibbenbüren: Die Tore bleiben geschlossen. — Foto: NAEB

Auch noch das Kohle-Gedächtnis ausrotten?

Schachtverfüllung in der Zeche Ibbenbüren beginnt

Von Heinrich Duepmann. — Gütersloh, 3. September 2020

Deutschland will die Kohle ausrotten: Schnell und mit Stumpf und Stiel. Nichts soll mehr an den zentralen Baustein der Entwicklung des deutschen Wohlstandes erinnern. Die Förderung der Kohle für die Stromerzeugung im Ruhr-Revier wurde schon lange eingestellt. Nur noch hochwertige Anthrazit-Kohle für Sonderfälle wurde in Ibbenbüren und Bottrop aus der Erde geholt. Auch das ist nun zu Ende.

Jetzt waren alle Innereien der Abtäufung soweit verwertbar entfernt und der Schacht wird zubetoniert. Die Zeitschrift „Revierkohle“ berichtet; daraus eine kurze Passage zitiert:

Am 9. Juni 2020 holte Förder-Maschinist Miroslaw Biedal gegen 8.00 Uhr morgens die letzte Mannschaft des Bergwerks Anthrazit-Ibbenbüren am Nordschacht in Mettingen aus 1.545 Meter Tiefe herauf. Dann schrillte noch einmal die Schachtglocke. Das Rollgitter ging hoch und zwanzig Bergleute traten aus dem Förderkorb heraus. Zum Scherzen war niemandem zu Mute. Stillschweigend legte die Mannschaft daraufhin wegen der Corona-Krise einen Mundschutz an und posierte für den RAG-Fotografen vor der Rasenhängebank zum allerletzten Mal. „Scheiß Gefühl kann ich nur sagen“, kommentierte einer von ihnen.

Wir können das nachvollziehen. Schließlich wurde noch am gleichen Tag mit der Verfüllung des Nordschachtes begonnen. Wer vor Ort war, spürte die gedrückte Stimmung. Jedem war klar, dass mit der Einstellung der Kohlenförderung die Ära des deutschen Steinkohlenbergbaus aus rein politisch-ideologischen Gründen bereits am 4. Dezember 2018 unwiderruflich zu Ende gegangen war.

Das erklärt auch die Fassungslosigkeit, die Projektleiter Lothar Loose auch in 2020 noch immer nicht losgelassen hat mit den Worten: „Mit der Verfüllung des Nordschachtes ist es jetzt für alle sichtbar. Die Grube ist von nun an verschlossen und verloren.“

Der Nordschacht hatte eine Ausziehlänge von 1.545 Meter und ging am 9. Juli 1956 in Förderung. Er wurde als Personen und Materialförderschacht genutzt.

Die Steinkohleförderung ist vorbei, es wird aber noch der Kampf um die Fördertürme entbrennen: Mit zunehmender Verarmung der Deutschen bleiben die funktionslosen Fördertürme, die vielfach zu Kulturdenkmälern deklariert wurden, eine Erinnerung, besser: ein Mahnmal, an früheren Wohlstand. Das wird den Gutmenschen und Weltklimarettern ein Dorn im Auge sein und dann wird die Frage hochkommen, ob man den Denkmal-Status wieder zurücksetzen sollte, um sie abreißen zu können – so wie man heute die Denkmäler aus dem Kaiserreich angeht.

Mein Gärtner in Gütersloh hatte sich vor vier Jahren beklagt, dass er bald keine Kohle aus Ibbenbüren mehr bekommen würde, weil die Zeche zumachen solle. 2018 war es soweit. Mein Gärtner hat seine Gewächshaus-Heizung auf Öl umstellen müssen.

DER AUTOR

Heinrich Duepmann ist Dipl.-Mathematiker und Fachmann für Informationstechnik und EDV-Management im Ruhestand sowie ab 2009 Gründer und Vorsitzender des NAEB Stromverbraucherschutz e.V. Wir veröffentlichen den Beitrag mit seiner freundlichen Genehmigung.

DER VEREIN

Der Verein NAEB Stromverbraucherschutz e.V. setzt sich ein für die Rückführung der Strompreise, d.h. in etwa Halbierung bezogen auf die kWh-Preise von 2019; für die Verhinderung jeglicher CO2-Kostenbelastung aus direkter oder indirekter Besteuerung oder durch staatliche Lenkung; für ein Ende des subventionierten Umstiegsversuchs auf „erneuerbare“ Energie (Fakepower aus Wind, Voltaik, Biogas); für den Weiterbetrieb der Kohleverstromung sowie für die Eigenverwendung von Voltaik-Strom bis 50 kW hinter einem Netzzähler ohne Genehmigungs- und Anmelde-Vorschriften. Informieren Sie sich und machen Sie mit: www.naeb.info/Beitritt.

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