Ein Besuch beim Rektor des Scholarium: Rahim Taghizadegan

Rahim Taghizadegan und der Verfasser und Bücher, Bücher, Bücher — Foto: Privat

Zentrale der geistigen Hoffnung

Eindrucksvolle Begegnung in der Wiener Schlösselgasse

Von Ralf Schutt. — Dresden, 6. September 2019

Zum Scholarium! Zum Bürgerinstitut, geleitet von Rahim Taghizadegan. Eine private Urlaubsreise hat mich in die Hauptstadt Österreichs geführt. Dem Schriftführer dieses Vereins war es natürlich der naheliegendste Impuls, den bekannten Autor und Unterstützer unseres Vereins, Rahim Taghizadegan, aufzusuchen. Rechtzeitig per Mail um einen Termin für einen Besuch gebeten, der unkompliziert gewährt wurde. Überraschend trotzdem, denn weshalb sollte der Wissenschaftler gerade in den wenigen Tagen meiner Wiener Anwesenheit Zeit haben? Zufall oder glückliche Fügung?

Ein paar Minuten vom Wiener Rathaus liegt die Schlösselgasse. Ein Spazierweg zu Fuß. Selbstverständlich pünktlich bin ich in der Gegend und sehe mich in Erwartung des Treffens um. An einem Elektrokasten eine halbzerrissenes Plakat: „Wer nicht gegen die Arbeit revoltiert, arbeitet gegen die Revolte!“ Ja, hier befindet sich auch die Universität Wien, an der sicherlich manch sozialistisch-anarchistischer Spuk herumgeistert und zu wenig Empörung gegen den Kommunismus gelehrt wird. Eine Streusandbox auf dem nahen Campus wird von verblichenen Wahlaufrufen geziert: „Kapitalismus entsorgen!“ und „Liste 4. Klima vor Profit!“.

Eine Gegend der Ausrufezeichen. Hier in der Nähe soll sich der feinsinnige Ökonom Rahim Taghizadegan aufhalten?

Also die Schlösselgasse. Gasse vermeint hier nur dem Nicht-Wiener etwas Schmales, Kleines. Sie ist eine angenehm proportionierte Innenstadtstraße. In der № 19/2/18, einem gediegen bürgerlichen Haus mit schönem, honigfarbenen Holzportal residiert das „Institut für Wertewirtschaft“. Die in der Nummer angegebene 2. Stiege ist ebenfalls eine Wienerische Untertreibung, man steigt natürlich keine Leiter, sondern eine ausgewachsene Treppe hinauf. Oben steht die Flügeltür offen zum Scholarium.

Einige Minuten vor der vereinbarten Zeit. Frau Kainzmeier geleitet mich in einen Empfangsraum, groß, hell, weiße Bücherregale bis zur Decke, jedes kategorisiert, z. B. als „Wirtschaftspolitik“, „Wiener Schule“, „Betriebswirtschaft“, „Ökonomischer Mainstream“ und ganz oben, sozusagen nicht eben in täglicher Griffbereitschaft: „Sozialismus“. Wirtschaft- und Finanz-Fachliteratur, viele Bände Hayek, eine Schatzkammer. Die Flügeltür zu einem Schulungsraum mit weiteren Bücherregalen steht offen, weiße Tische, aber es sind Ferien. Es bleibt kaum Zeit, die Atmosphäre aufzunehmen, geschweige in einem der Bände zu lesen. An der Wand eine Urkunde: „Der Vorstand der Hayek-Gesellschaft verleiht Herrn Roland Baader posthum … die Friedrich A. von Hayek-Medaille 2015“. Eine Erinnerung am richtigen Platz, denn da tritt auch schon der Herausgeber (Roland Baader: Das Ende des Papiergeld-Zeitalters: Ein Brevier der Freiheit. 2016) und Bewahrer des Werks des verstorbenen liberalen Denkers ein – Rahim Taghizadegan.

Freundliche, forschende Begrüßung. Angebotenen Kaffee oder Wasser lehne ich dankend ab, zu aufregend ist diese ersehnte Begegnung. Ich erkläre meine Gründe, dem Philosophen seine Zeit zu stehlen: ihm meine Achtung auszudrücken, als Autor von „Wirtschaft wirklich verstehen. Einführung in die Österreichische Schule der Ökonomie.“ (2011) und – in dieser zerrissenen Zeit besonders wichtig – von „Linke & Rechte: Ein ideengeschichtlicher Kompass für die ideologischen Minenfelder der Neuzeit“ (2017). Beide Bücher werden an dieser Stelle uneingeschränkt empfohlen und die Verbreitung in der gesamten widerständigen Szene gewünscht. Das gegenwärtige Krisen-Stakkato hat Ursachen — und die Wiener Schule und Rahim Taghizadegan liefern Erklärungen und Lösungen.

Es entwickelt sich ein lebhaftes Gespräch, ich berichte vom Verein und bitte um Erklärungen zu politischen Entwicklungen. Da die Audienz einen privaten Charakter hat und kein Interview ist, sollen hier keine weiteren Einzelheiten berichtet werden. Rahim Taghizadegan erklärt sich gern bereit, zu Vorträgen auch nach Dresden zu kommen, demnächst hat er einen Termin in Erfurt. Ich versichere ihm, dass wir ihn sehr gern einladen werden, wenn wir eine ordentliche Zuhörerzahl aufbieten können.

Zum Abschluß bitte ich Rahim Taghizadegan, mein mitgebrachtes Leseexemplar seines „Linke & Rechte“ zu signieren und ein Foto aufnehmen zu dürfen. Frau Kainzmeier ist so freundlich, auf den Auslöser zu drücken. Vielen Dank! Vielen Dank, Rahim Taghizadegan, für diese wunderbare Begegnung!

Nach einer Stunde ziehe ich mich zurück, der Philosoph widmet sich wieder seiner Arbeit. Bei Frau Kainzmeier kann ich noch einige Bücher erwerben, darunter von Rahim Taghizadegan „Demokratie: Altes Ideal oder neuer Etikettenschwindel?“ (2017), das ich noch nicht kannte und das unter LEXIKON/BÜCHER noch gesondert gewürdigt werden wird. Ein ganz wichtiges Buch! Es liest sich, um es hier schon mal kurz zu fassen, in bestem Sinne aufklärend, dabei aber selbst bei der Darstellung der kompletten Gegenposition zum Falschen und Mißgedeuteten, Mißratenen, Verfälschten immer unaufgeregt und solide und seriös. Eben Wissenschaft und nicht Propaganda.

Die folgenden Tage in Wien verbringe ich in der Gewißheit, dass es hier mit dem Scholarium einen produktiven Ort seltener Qualität gibt, eine Zentrale der geistigen Hoffnung und Erneuerung. Einen Ort, den es ohne das Engagement, auch ohne den unternehmerischen Geist von Rahim Taghizadegan nicht gäbe und der nicht so ausstrahlen könnte. Wie heißt es doch auf der Webseite vom Scholarium unter „Häufige Fragen“? „Die meisten unserer Inhalte sind aus der Ferne zugänglich, aber Wien lohnt auch einen Besuch.“ — So ist es.

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