Mitgliederrundbrief vom März 2022

— Foto: privat

Hausschwamm frißt sich ins Gebäude

Die auf Dauer gestellte Staatsverschuldung läßt sich nicht mehr einfangen

Von Dr. Reinhard Günzel. — Dresden, 13. März 2022

Liebe Mitglieder, liebe Interessenten des Hayek-Vereins Dresden e.V.,

zwar wird uns immer noch unser im Grundgesetz verbrieftes Recht, selbst entscheiden zu dürfen welchen Lebensrisiken wir uns aussetzen wollen und welchen nicht, vorenthalten, aber 3G für Restaurantbesuche gibt wenigstens jedem, der das möchte, die Möglichkeit eine Gaststätte aufzusuchen. So werden wir kommenden Mittwoch ab 17 Uhr wieder unsere regelmäßigen Treffen, diesmal ganz zeitgeistig in einem Restaurant im Dresdner Zentrum durchführen. Wie immer, zunächst Vorstandssitzung, etwa eine halbe Stunde, danach offener Gesprächsabend. Unser letztes Treffen liegt ja bald ein halbes Jahr zurück und es ist inzwischen eine Menge passiert. Wir werden also viel zu bereden haben.

Zum Beispiel Pizza: Essen Sie die gern?

Dann legen Sie sich schon immer mal ein paar in das Gefrierfach, denn der Weizenpreis hat sich an den Terminbörsen mittlerweile etwa verdoppelt und wird so bald nicht fallen. Das gleiche Bild bei den Energieträgern Öl, Gas und Kohle, übrigens auch bei Uran. Also immer schön den Empfehlungen unserer Obrigkeiten folgen und schon mal frieren üben, schließlich kann man sich auch an eine kalte Wohnung gewöhnen. Zum Schaden gibt es eben von oben Hohn und Spott. Steigende Preise auch bei Eisen, Stahl, Nichteisenmetalle, Düngemittel und Chemikalien, alles, wirklich alles wird erheblich teurer und für einen Euro bekommt man nicht einmal mehr einen Schweizer Franken.

Eine gewesene Großmacht führt Krieg

Eine gewesene Großmacht führt Krieg gegen einen abtrünnigen Vasallen, der selbst gegen abtrünnige Gebiete mit Waffengewalt vorgeht und schon gerät die Weltwirtschaft ins Wanken. Natürlich sind Preissteigerungen im Euroraum etwas, woran wir uns bereits gewöhnen mußten. Es ist ja kein Geheimnis, das ich hier ausplaudere, jeder weiß darum, auch wenn der Vorgang „Solidarität“ genannt wird, aber seit Jahren werden im Euroraum ungedeckte Schecks zur Finanzierung überzogener Staatshaushalte durch die Scheingelddrucker der Zentralbank eingelöst und haben zu einer schleichenden Inflation geführt. Und mit der Inflation im Staatswesen ist es wie mit dem Hausschwamm an Gebäuden. Hat der sich einmal an feuchten Stellen festgesetzt, holt er sich die benötigte Feuchtigkeit aus der Luft und schon bald hilft keine Trockenlegung mehr, nur die rasche Entfernung der befallenen Teile und Ersatz durch gesundes Holz und Mauerwerk vermag das Gebäude vor dem Einsturz zu bewahren.

So wie der Hausschwamm in ein Gebäude, frißt sich die Inflation krebsartig in die Volkswirtschaft hinein. Inflation ist immer für die Wirtschaft schlecht und obendrein unsozial, denn sie wirkt asymmetrisch, begünstigt leistungslos einen Teil des Volkes zulasten derjenigen, die sich der Inflation nicht entziehen können, während die Knappheitssignale der Marktpreise als wichtigster Indikator für Investitionsentscheidungen immer unschärfer und verzerrter werden und knappe Ressourcen nicht mehr in den produktivsten Bereich der Wirtschaft fließen, die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft abnimmt. Um wieder das Bild vom Hausschwamm zu gebrauchen, eine leichte Inflation ist wie die nasse Stelle am Gebäude. Wer das Problem angeht, bekommt die Situation wieder in den Griff.

Die Inflation gewinnt an Fahrt

Nur, mit einer einfachen finanzpolitischen Maßnahme ist es in der Eurozone längst nicht mehr getan. Die auf Dauer gestellte Staatsverschuldung ist insbesondere in den Südländern der Eurozone einfach zu hoch, läßt sich mit Einsparungen nicht mehr einfangen. Im Gegenteil, die an Fahrt gewinnende Inflation mit ihren wirtschaftlichen und sozialen Folgen zwingt überschuldete Staaten dazu, immer mehr Schulden aufzunehmen, also wertlose Verschreibungen bei der EZB gegen Zahlungsmittel einzutauschen. Die Inflation wird damit zum Selbstläufer und auch wenn eine mit diesem Krebsgeschwür kämpfende Volkswirtschaft noch eine durchaus beeindruckende Leistungsfähigkeit aufweisen kann, die Statik stimmt nicht mehr.

In einer solchen Situation mehren sich üblicherweise die Eingriffe der Politik, gewöhnlich in Form von Verboten und Regularien, Besteuerungen, Vergünstigungen und Zuschüssen. Alles Maßnahmen, die dem Machbarkeitswahn der Politik geschuldet sind, ungeachtet der Erkenntnis, daß Eingriffe in das Wirtschaftsleben die volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit herabsetzen und damit auch im Grunde genommen höchst unsozial sind.

Dramatische Beschleunigung negativer Tendenzen

Ist das alles schon unerfreulich genug, führte das Auftreten von Corona zu einer dramatischen Beschleunigung all dieser negativen Tendenzen in der Wirtschaft, begleitet von bisher in der jüngeren Geschichte noch nicht gesehenen Verlusten individueller Freiheitsrechte und staatlich verordneten Einschränkungen im Wirtschaftsleben. Wirtschaftliche Freiheit, die Freiheit, über die Verwendung angesparten Vermögens frei zu verfügen, ist mit der Freiheit des Individuums verbunden und korreliert eng mit dem ökonomischen Erfolg einer Volkswirtschaft. So nimmt es nicht wunder, wenn die Inflation, bisher nur als Inflation der Vermögenspreise zutage getreten, jetzt auch im Supermarkt ankommt.

„Schlimmer geht immer“ hört man in Russland sehr oft und diese Erfahrung machen seit Putins Krieg in der Ukraine nicht nur Ukrainer und Russen aufs neue, auch Deutschland ist betroffen. Die jetzt als direkte Kriegsfolge und aufgrund der verhängten Sanktionen eingetretenen Preiserhöhungen bei Energieträgern, Rohstoffen und Nahrungsmitteln werden weiter in erheblichem Maße auf die Preise in Deutschland durchschlagen.

Nach der Geldentwertung durch Schuldenmacherei, den Kosten der Einwanderung in die Sozialsysteme und der Coronapandemie jetzt die nächste Plage mit den indirekten Kriegsfolgen.

Soziale Verwerfungen werden weiter zunehmen

In den kommenden Wochen werden wir sehen, wie sich die von Mises bereits beschriebene Interventionsspirale drehen wird, wenn die Politik mit immer weiteren Maßnahmen die Auswirkungen der fehl geschlagenen Politik versuchen wird zu kompensieren. Die sozialen Verwerfungen werden weiter zunehmen und der Mittelstand, unser volkswirtschaftlicher Vermögensgarant, wird weiter unter Druck geraten, werden sich etliche, die sich heute noch zum Mittelstand zählen dürfen, werden die sich alsbald im Prekariat wiederfinden.

Alles in allem wahrlich kein Grund zur Freude beim Blick nach vorn, doch am Mittwoch wenigstens ein Lichtblick: Unser Treffen, bei dem es uns an interessanten Themen bei gewiss scharfen Diskussionen nicht mangeln wird.

Bis dahin,
Ihr Dr. Reinhard Günzel

DER AUTOR

Dr. Reinhard Günzel ist Dipl.-Physiker im Ruhestand. Ab 2016 versammelte er libertär gesinnte Mitstreiter zu monatlichen Treffen, aus denen dann unser Hayek-Verein Dresden e.V. hervorging, dessen Vorsitzender er ist. Folgen Sie ihm auf Telegram: https://t.me/opakalypse

 

 

 

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