Peter K. Jaensch: Wo stehen wir heute und was können wir tun? – Teil 4

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Das China-Virus, die Politik und die Freiheit

Was wir heute von Ludwig von Mises lernen können

Von Peter K. Jaensch M.Ed. — Dresden, 12. Februar 2022

Einigkeit bestand bei den Alliierten nach ihrem totalen Sieg, daß der deutsche Nationalstaat für immer von seiner Vormachtstellung befreit werden sollte. Nachdem in den ersten beiden Teilen der Artikelserie die polarisierende und selbstzerstörerische Wirkung von Freiheit im Vordergrund stand und im dritten Teil die Zukunft Deutschlands als Nationalstaat thematisiert wurde, wird im vierten Teil die aktuelle Gefahr politischer Herrschaft erörtert.

Politischer Gewalt wohnt die Tendenz inne, sich so weit wie möglich auszudehnen, alles zu beherrschen, keinen Spielraum zu lassen, in dem sich die Dinge frei ohne Eingreifen der Obrigkeit vollziehen können.

Ludwig von Mises (1881 bis 1973), einer der größten Ökonomen und Sozialphilosophen des 20. Jahrhunderts, war nach Ende des 1. Weltkriegs einer der wenigen Intellektuellen, die die Ideale des Liberalismus hochhielten und entschieden gegen den aufkommenden Staatsinterventionismus verteidigten. Mit Friedrich A. von Hayek gilt er als einer der führenden Köpfe der Wiener Schule der Nationalökonomie. Für Mises war das menschliche Handeln wichtiger als politische Gebote, Utopien und Absichtserklärungen.

Da der Staat im Zeichen von Klimawandel, Energiekrise und Corona-Virus wieder verstärkt in Wirtschaft und Gesellschaft eingreift, sind die Gedanken Ludwig von Mises zu Interventionismus als Gefahr für Freiheit, Autonomie und Selbstbestimmung heute aktueller denn je.

Mises über den Interventionismus

Mises zeigt, daß staatliche Eingriffe in die Gesellschaft zu Ergebnissen führen, die schlechter sind als der Zustand, den seine Befürworter zu verbessern trachteten. Darunter leidet Wohlstand und Wohlbefinden aller. Mises weist auch auf die freiheitsgefährdenden Folgewirkungen hin, die aus einer einmal begonnenen Interventionspolitik erwachsen.

Zwei Jahre leben wir jetzt schon mit einem „neuen“ Virus. Das hat den deutschen Steuerzahler 350 Milliarden Euro gekostet oder fast so viel wie der Bundeshaushalt 2020[1]. Was hätte man nicht alles mit dem Geld machen können! Aufklärung zu gesunder Ernährung, Sport- und Freizeiteinrichtungen, Wander- und Radwege, Freibäder und Schwimmhallen, Trimm-dich Pfade und Fitneßparks, Kinderspielplätze und Pflegekräfte und vieles mehr hätten wir damit fördern können. Stattdessen wurden Verträge mit der Pharmaindustrie für die Abnahme von Impfchargen in Millionenhöhe geschlossen. Die enormen immateriellen und gesundheitlichen Schäden, die die Bekämpfung dieser Naturerscheinung verursacht hat, die übrigens älter als die Menschheit ist, werden wir wohl nie beziffern können. Dabei ist stark umstritten, ob der medizinische Grundsatz „Helfen und nicht schaden“ hier überhaupt beachtet wurde. Experten werden ausgegrenzt anstatt gehört, Impfgegner verleumdet anstatt ernst genommen zu werden. Statt einer gesunden Gefahrenabwägung stehen grundrechtsbeschränkende Maßnahmen im Mittelpunkt.

Die Tatsache, dass der Interventionismus seine Ziele nicht wie gewünscht erreichen kann, überzeugt jedoch seine Befürworter nicht von seiner Unmöglichkeit, so Mises. Es bestärkt sie vielmehr in ihrem Eifer. So fordern sie „weitergehende“, „bessere“ und „innovativere“ Interventionen. Daß die Maßnahmen so schlecht funktionieren schreiben die Befürworter des Interventionismus ausschließlich dem Umstand zu, daß die Gesetze nicht weit genug gehen und daß sie nicht konsequent genug angewendet werden[2]. Es müssen also ganze Wellen von Viren mit zwangsweise verabreichten neuen Impfstoffen das richten, was einfache Mittel und ein gesunder Lebenswandel besser, billiger und vor allem sicherer hätte schaffen können.

Die Ursache einer Gesellschaftskrise wird der persönlichen Freiheit und nicht den Eingriffen des Staates zugeschrieben. Man meint, die ausgelöste Krise nur durch staatliche Eingriffe in diese Freiheiten abwehren zu können. Das heißt, den Abschied von sterbenden Verwandten und Freunden verbieten und Kindergesichter hinter Masken verstecken.

Zudem werden Machtzentren geschaffen beziehungsweise gebilligt, die sich einer demokratischen Kontrolle entziehen. Hier steigen staatliche Einrichtungen wie das Robert-Koch Institut oder das Paul-Ehrlich Institut zu zentralen Machtschaltstellen auf, die heute unkontrolliert über das Wohl und Wehe von über 80 Millionen Menschen entscheiden.

China, das Virus und die Neue Weltordnung

Für Mises hängt alles Streben von einem zielgerichteten Handeln ab. Nur indem sie handeln, können Menschen ihr Los verbessern. „Durch das Handeln soll ein Zustand durch einen anderen Zustand, der als vorteilhafter angesehen wird ersetzt werden“[3]. Das gilt auch für eine Elite als Auslese der Besten. Sie muß ständig bestrebt sein, auf das Denken und Verhalten einzelner Personen, sozialer Gruppen oder Bevölkerungsteile so einzuwirken, daß diese sich ihren Ansichten und Wünschen unterordnen und entsprechend verhalten. Dabei folgen die Massen „den Ideen, die von den Intellektuellenkreisen, den wirkungsvollen Meinungsmachern in der Gesellschaft, angenommen und verbreitet werden. Und weil es genau dieses Erzeugen von Meinungen im Sinne der Herrschenden ist, das der Staat dringend benötigt, formiert dies das uralte Bündnis zwischen den Intellektuellen und den herrschenden Klassen des Staates[4].“

Es war kein Zufall, daß das Virus in China „entdeckt“ wurde. China hat sich stets als das Reich der Mitte gesehen, geprägt von der Vorstellung, daß die Chinesen den Mittelpunkt der Erde bewohnen. Um nach einer schmachvollen Übergangszeit erneut diesen Anspruch erheben zu können, muß die chinesische Gesellschaft wie eine Eins stehen. Mit dem Virus läßt sich das Überwachungs- und Kontrollsystem weiter perfektionieren. Die Welt schaut dabei auf China als Führungsmacht der Zukunft.

In China herrscht Rechtssicherheit, denn es gilt der Wille des Herrschers. Kritisches Denken, Selbstbewußtsein und Eigeninitiative, welche für das System gefährlich werden könnten, sind hier Fremdwörter. Mit dem Virus hat China bewiesen, daß überlegtes Handeln einer Elite die Menschen dazu bringen kann, sich den Interessen dieser Elite zu beugen. Damit hat China den Grundstein zu einer neuen Weltordnung gelegt. Der Westen wird sich dem beugen müssen, um seinen Niedergang aufzuhalten. Es sei denn, seine Bewohner finden zu alter Stärke zurück, indem sie sich ihre Freiheit zurück erobern. Dabei gilt: Weder Freiheit noch Gesundheit können herbeigeredet oder -geimpft werden. Sie müssen täglich aufs Neue behauptet werden.

Was können wir tun?

Wer gesund bleiben will, für den gilt, entgiften statt impfen! Niemand muß an der Nadel hängen. Das eigene Immunsystem können wir durch ausreichenden Schlaf, frische Luft, bewährte Immuntherapien und positive Gedanken stärken. Vor allem sollten wir aber wissen, daß wir nicht alleine sind. Wir können mit Gleichgesinnten zusammenkommen. Der Hayek-Verein in Dresden und die deutschlandweite Hayek-Gesellschaft bieten uns hierzu Gelegenheit.

DIE ERSTEN TEILE

Teil 1 von „Wo stehen wir heute und was können wir tun?“ erschien unter dem Titel Die unerträgliche Freiheit. Wie Recht und Ordnung heute verspielt werden
Teil 2 von „Wo stehen wir heute und was können wir tun?“ erschien unter dem Titel Vom Verlust der Freiheit. Wie Recht, Ordnung und Wohlstand heute verspielt werden
Teil 3 von „Wo stehen wir heute und was können wir tun?“ erschien unter dem Titel Einigkeit und Freiheit. Der deutsche Nationalstaat im 21. Jahrhundert

QUELLEN UND ANMERKUNGEN

[1] Für die vergangenen 2 Jahre beläuft sich der durch die Stillegungen des öffentlichen Lebens verursachte materielle Schaden auf 350 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt 2020 betrug 359,8 Milliarden Euro. (Studie zum wirtschaftlichen Schaden, der durch die Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus entstanden ist. Bekanntgegeben in den Nachrichten von mdr Aktuell um 13:30 und 14 Uhr am 23.1.2022). „So umfasst der von der Bundesregierung beschlossene „Corona-Schutzschild“ 353,3 Mrd. Euro Zuschüsse und zusätzlich 819,7 Mrd. Euro Garantien, also insgesamt über 1 Billion Euro.“
https://www.bundesfinanzministerium.de/Conten/DE/Standardartikel/Themen/Schlaglichter/Corona-Schutzschild/2020-03-13-Milliarden-Schutzschild-fuer-Deutschland.html
A.d.V.: Aussage und Quelle befinden sich auf Seite 84 von Simon Logoff: COVID 1984 – Corona, The Great Reset und die Neue Weltordnung. Eine umfassende und evidenzbasierte Erörterung der Corona-Krise samt Daten, Fakten, Hintergründen, Prognosen und Lösungsmöglichkeiten. Fellbach (bei Stuttgart) Oktober 2021. Als ich am 9.2.2022 die Netzseite beim Bundesfinanzministerium aufrufen wollte, erhielt ich nur eine Fehlermeldung.
[2] Thorsten Polleit: Ludwig von Mises. Der kompromisslose Liberale, München 2022. Seite 133
[3] Polleit, Seite 161
[4] Polleit, Seite 274. Diese Feststellung des US-amerikanischen Ökonomen, politischen Philosophen und Anhänger der Österreichischen Schule der Nationalökonomik Murray Rothbard läßt sich punktgenau auf die heutige Lage der maßgeblichen Medien und Wissenschaftler in der Bundesrepublik im Hinblick auf die Berichterstattung und Diskussionen zum Corona-Virus übertragen. Wenn wir uns wundern, warum „die Massen“ die größtenteils unsinnigen und sich widersprechenden Maßnahmen der Corona-Politik der Bundes- und Landesregierungen folgen, dann hat das weniger mit Gesundheit zu tun als mit der Rolle der Medien und der Intellektuellen. Man könnte den Massen auch sagen, nach neuesten mathematischen Berechnungen sei die Erde doch eine Scheibe, sie würden auch das glauben. Es fehlt der Masse an Eigenverantwortung. Das Verhältnis zwischen Staat, Intellektuelle und dem Beharrungsvermögen der Masse sieht Rothbard wie folgt:
„…seit den frühesten Anfängen des Staates [strebten] seine Herrschenden als notwendige Unterstützung ihrer Herrschaft ein Bündnis mit der gesellschaftlichen Klasse der Intellektuellen [an]. Die Massen erzeugen nicht ihre eigenen abstrakten Ideen oder denken über diese Ideen unabhängig nach; sie folgen passiv den Ideen, die von den Intellektuellenkreisen, den wirkungsvollen Meinungsmachern in der Gesellschaft, angenommen und verbreitet werden. Und weil es genau dieses Erzeugen von Meinungen im Sinne der Herrschenden ist, das der Staat dringend benötigt, formiert dies das uralte Bündnis zwischen den Intellektuellen und den herrschenden Klassen des Staates. Das Bündnis gründet auf einem Quidpro-quo. Auf der einen Seite verbreiten die Intellektuellen unter den Massen, dass der Staat und seine Herrschenden weise, gut, manchmal göttlich und vor allem unverzichtbar und besser als jede denkbare Alternative seien. Als Gegenleistung für die Verkündigung seiner Ideologie macht der Staat die Intellektuellen zu einem Teil der herrschenden Elite, er gibt ihnen Macht, sozialen Status, Ansehen und materielle Sicherheit.“ Rothbard (2006), For a New Liberty, S. 67, Übersetzung Polleit.

DER VERFASSER

Peter K. Jaensch M.Ed. ist Magister der Erwachsenenbildung und Personalentwicklung (Bradford Universität England), Dozent in der Erwachsenenbildung, Übersetzer und Dolmetscher für die englische Sprache, Mitarbeit an der Handlungshilfe für Rufdienste „The Call Centre Training Handbook“, London 2008.
Die Idee zum Schreiben der Artikelserie „Wo stehen wir heute und was können wir tun?“ kam mir während meiner Teilnahme an einem Lehrgang für Philosophische Anthropologie unter der Leitung der Hochschule München.
Als vergleichsweise junge Wissenschaft – als eigene Fachrichtung ist die Anthropologische Philosophie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert entstanden – befaßt sie sich in erster Linie mit der Freiheit und schöpferischen Leistungsfähigkeit des Menschen. In diesem Sinne möchte ich in verständlicher Sprache zur Klärung unserer heutigen Lebenssituation beitragen.
Kontakt: p.jaensch@englisch-kommunikation.net; www.englisch-kommunikation.net

HINWEIS

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