Vortrag von Prof. Götz Piwinger: »Zerstört die KI unsere Ethik?«

von Ralf Schutt

Gespannt folgten die Zuhörer oder prüften auch gleich am Handy die Optionen. — Foto: Hayek-Verein Dresden

Ein Pilzbuch mit Idiotenwissen oder
unser Hayek-Club-Song in Sekunden

„Der Hype hat noch nicht mal begonnen“ – Fakten zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen und im Alltag

Aus unserer Redaktion. — Dresden, 24. Oktober 2025

Zu einem weiteren sehr informativen Abend hatten wir Prof. Götz Piwinger nach Loschwitz eingeladen. Götz Piwinger ist Professor für Ökonomie an der Hochschule für Exzellenz in der Schweiz und auch der Impulsgeber im Hayek Club Koblenz. Wir waren uns bereits auf Veranstaltungen der Hayek-Gesellschaft begegnet und der 22. Oktober 2025 passte in seinen Kalender. Vor einer diesmal etwas kleineren Runde referierte Prof. Piwinger zum Thema »Zerstört die KI unsere Ethik?«.

Die Künstliche Intelligenz breitet sich in unserem Alltag aus und revolutioniert schon die Berufswelt. Unvorstellbare 200 Millionen „Datenarbeiter“ werden von KI-Unternehmen beschäftigt, um für 2 Dollar je Stunde Informationen einzupflegen und die Programme immer mächtiger und wirkungsvoller zu machen. Der im Hintergrund angehäufte Datenschatz und die Rechenpower sind inzwischen so groß, dass als Denkleistungen erscheinende Antworten in Sekunden und mit einer beeindruckenden Struktur und Tiefe für die Nutzer nahezu selbstverständlich geworden sind.

Maximaler Einfluss, maximaler Profit

Ein Schwerpunkt des Vortrags lag auf der Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen, aber mit deutlich erkennbaren Ableitungen auch für uns „normale“ Menschen. Als Ziele der KI-Anbieter hat Prof. Piwinger ausgemacht: maximaler Einfluss, maximaler Profit. Deshalb ist bei der KI-Datenausgabe eine gesunde Skepsis angebracht.

Viele Technikbegeisterte haben sich inzwischen daran gewöhnt, die KI – wie beispielsweise Chat-GPT – im Alltag zu nutzen. Doch wie sind die Ergebnisse zu bewerten? Was ist beim Einsatz von KI im Unternehmen zu beachten? Prof. Piwinger zeigte auf seinen Folien die Arbeitsweise neuronaler Netze und erläuterte an Beispielen, warum Algorithmen nicht neutral sind und unsere Ethik bei der Nutzung von KI immer unter Druck steht.

Mit provokanten Sätzen wie „Ein System frisst seine eigenen Ausscheidungen“, verdeutlichte der Referent die Probleme: „Mit der Zunahme der Nutzungszeit entfernen wir uns immer weiter von Wirklichkeit und Original-Informationen.“ So ist es leicht möglich, ein Buch – z. B. ein Nachschlagewerk für Pilzsammler – in Sekunden zu erstellen und sogar als Kindle und als Book on Demand aus einem fiktiven Verlag bei Amazon hochladen zu lassen. Freilich sollte sich dann niemand im Wald mit Messer und Körbchen auf dieses „Idiotenwissen“ verlassen.

Rückbesinnung auf das persönliche Gespräch

Der Energieverbrauch der KI ist gigantisch, so dass die großen Player bereits eigene Kraftwerke bauen lassen. Deutschland mit seiner „Energiewende“ – der politisch vorangetriebenen Energie-Armut –, das sei hier nur am Rande erwähnt, wird sich schon mal aus diesem Grund von der weltweiten Entwicklung abkoppeln.

Da die EU auch mit einem AI-Act die Nutzung künstlicher Intelligenz umfassend regelt – sprich: reglementiert –, werden Unternehmensstandorte zunehmend außerhalb von Deutschland und der EU gewählt. Da liegt die Vermutung, das freie Internet sei bereits tot, nahe. Zwar habe „der Hype [mit der KI] noch nicht mal begonnen“, doch sieht Prof. Piwinger bereits auch eine Rückbesinnung auf das persönliche Gespräch.

Freiheit im Auge behalten, Humor nicht verlieren

Prof. Piwinger ermutigte die Zuhörer, die Freiheit im Auge zu behalten und den Humor nicht zu verlieren. Das illustrierte er sogleich mit einem mittels KI generierten Musiktitel, einem „Song für den Hayek Club Dresden“ – mit schmissiger Melodie, moderner Instrumentierung und überraschend treffenden und stellenweise poetischen Versen. (Wir werden den Song demnächst auf der Vereinswebseite bereitstellen.)

In einem seiner Fachbücher schreibt Prof. Piwinger: »Es muss uns gelingen, dass „Wissen zu teilen“ als positive Empfindung erlebt wird.« (in: New Work für Praktiker, 2020). Es war die einhellige Meinung der Zuhörer, dass das dem Referenten an diesem Abend gelungen war.

DER REFERENT

Prof. Götz Piwinger ist Professor für Ökonomie an der Hochschule für Exzellenz in der Schweiz. Zuvor durchlief er eine Berufsausbildung als Energie-Gerätemechaniker, ein Ingenieurstudium der Elektrotechnik und ein MBA-Studium im Bereich Human Ressource Management in den USA. Beruflich durchlief er die Höhen und Tiefen als Unternehmer und angestellter Manager in verschiedenen Funktionen. Aus diesen Erfahrungen entstand allmählich seine Überzeugung, dass zentrale Führung nur in den seltensten Fällen zum Erfolg führen kann. Seine Überzeugung für den politischen und wirtschaftlichen Libertarismus ist fest in der praktischen Umsetzung bei der Unternehmensführung verankert. Er ist Mitglied der Hayek Gesellschaft und leitet den Hayek Club in Koblenz. Götz Piwinger veröffentlicht eine Vielzahl von Publikationen, zuletzt eine unabhängige, freie Publikation ohne Verlag mit dem Titel: „Libertarismus in der Organisationsentwicklung“

Weitere Publikationen:
▬ Ethik in der Nutzung von KI. Warum Algorithmen nicht neutral sind
▬ Ein System frisst seine eigenen Ausscheidungen. AI is changing you behaviour
▬ Neuronale Netze sind die Meinungsmacher der KI. Die KI-Datenausgabe ist niemals neutral
▬ Braucht jedes Unternehmen KI-Moderatoren? Nur klare Ziel bringen die gewünschten Ergebnisse

Audio-Tipp:
»Wirtschaft und Gesellschaft: Libertarismus in der Organisationsentwicklung« — Philipp Bagus im Gespräch mit Prof. Götz Piwinger Link

BITTE UM SPENDEN

Zur Bühnenausstattung unserer Veranstaltungen haben wir bedruckte RollUps herstellen lassen, siehe Foto oben. Wer dem Verein bei der Finanzierung großzügig helfen kann, wird um eine zweckgebundene Spende gebeten. Erkundigen Sie sich bitte über die Mailadresse schatzmeister@hayek-verein-dresden.de über die Kontoverbindung. Vielen Dank!