Prof. von Laer: EEG-Erfolgsmeldungen sind Täuschungen des Publikums

— Foto: Markus Spiske/Pixabay

Typische Halbwahrheiten

Warum zieht man dem Bürger jährlich 40 Milliarden aus der Tasche, wenn erneuerbare Energien so preiswert sein sollen?

Von Prof. Dr. Hermann von Laer. — Vechta, im September 2020

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte in der renommierten Rubrik „Briefe an die Herausgeber“ einen Kommentar von Prof. Dr. Hermann von Laer. Wir dürfen seinen Beitrag vom 4. September 2020 hier dokumentieren:

Was die erneuerbaren Energien betrifft, so scheint eine Erfolgsmeldung die nächste zu jagen. So wird denn auch in der F.A.Z. vom 28. Juli [2020] gleich an mehreren Stellen berichtet, die erneuerbaren Energien seien inzwischen bei der Erzeugung preiswerter als der Strom aus Stein- oder Braunkohle. Im Ressort „Technik und Motor“ heißt es, Bloomberg habe ausgerechnet, „dass erneuerbare Energien ohne Subventionen schon 2019 das erste Mal günstiger gewesen seien als Kohle“. Der Bericht im Wirtschaftsressort formuliert es zwar etwas vorsichtiger, aber auch er zitiert eine „achtköpfige Forschergruppe“, die zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Windenergie auf See in Kürze nicht mehr teurer sei als das klassische Stromerzeugnis.

Schön wär's, kann man da nur sagen! Aber leider handelt es sich hier um typische Halbwahrheiten, die Wesentliches verschweigen und dadurch letztlich zu Täuschungen des Publikums werden. In diesem Fall ist das sogar vergleichsweise leicht belegbar. Denn wenn die Stromerzeugung mit Hilfe erneuerbarer Energien inzwischen tatsächlich so preiswert wäre, dann müsste man eigentlich sofort das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) abschaffen. Dieses Gesetz kostet den stromverbrauchenden Bürger Jahr für Jahr über 40 Milliarden Euro, davon allein – inklusive Mehrwertsteuer – 30 Milliarden Euro für die direkte Umlage.

Warum wird nun aber an diesem Gesetz nicht gerüttelt, warum zieht man dem Bürger Milliarden Euro aus der Tasche, wenn die erneuerbaren Energien doch so preiswert sein sollen? Warum haben wir in Deutschland fast die höchsten Strompreise weltweit?

Die Erklärung hierfür und damit die Wahrheit über die erneuerbaren Energien lautet, dass der staatlich garantierte Erzeugerpreis nur ein Faktor bei den gigantischen Subventionsausgaben ist. Mindestens ebenso wichtig ist für die Erzeuger von alternativem Strom die Abnahmegarantie beziehungsweise die Tatsache, dass sie keinem Lieferzwang unterliegen. Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, dann stört das die Erzeuger von alternativem Strom herzlich wenig, denn in diesen Fällen muss der Strom von „anderen“ Erzeugern kommen, das heißt von Kraftwerken, die dann unter Umständen nur wenige Tage oder sogar nur wenige Stunden im Jahr am Netz sein müssen.

Das kostet natürlich gigantische Summen, ohne dass dies bei den Produzenten von alternativem Strom zu Mehrausgaben führt. Und zusätzlich garantiert ihnen das EEG, dass ihr Strom abgenommen (und bezahlt) wird, egal, ob dieser Strom benötigt wird oder nicht. Das sind phantastische Rahmenbedingungen, um fast risikolos viel Geld zu verdienen. Daran kann man nichts ändern, die Rechtslage ist nun mal so, und so ist es politisch gewollt. Dann aber zu erklären, der so produzierte Strom sei wettbewerbsfähig beziehungsweise er sei „günstiger“ als sonstiger Strom, das ist dreist!

DER AUTOR

Prof. Dr. Hermann von Laer (Jahrgang 1945) ist Professor (im Ruhestand) für Sozialkunde und Wirtschaftspolitik. Von 1967 bis 1969 studierte er Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaft und Soziologie an der Freien Universität Berlin und der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er beendete sein Studium als Diplom-Volkswirt und wurde 1976 zum Dr. rer. pol. promoviert. Er war dann akademischer Rat an der Universität Osnabrück. 1989 habilitierte er sich und wurde 1994 außerplanmäßiger Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Vechta. Seine Forschungsschwerpunkte waren Wirtschafts-, Sozial- und Familienpolitik sowie Demographie.

QUELLE

In der Rubrik „Briefe an die Herausgeber“ veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 4. September 2020 den Leserbrief „Typische Halbwahrheiten“ von Prof. Dr. Hermann von Laer. Wir danken Herrn Professor von Laer für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung seines Briefes auf unserer Webseite.

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