Europa auf der Intensivstation?

Aktueller Newsletter vom Leiter des Wiener Scholariums

Von Rahim Taghizadegan. — Wien, 7. Dezember 2020

Liebe Unterstützer!

Das verrückte Jahr nähert sich dem Ende. Kaum jemand ist ungeschoren davongekommen. Auch mir schlägt es schon deutlich auf das Gemüt. Ein freundschaftlicher Rat: Vermeiden Sie sinnlose Wut! Die politischen Akteure manövrieren unter Sachzwängen. Der kleine Prozentsatz, der persönliche Freiheit höher schätzt als Gesundheit, Sicherheit, gar Leben, wird durch wütende Appelle nichts an den Präferenzen der anderen ändern. Der Fokus auf Maskenzwang und Lockdowns, die als mittelalterliches Instrument gewiss stets ein Zeichen des Versagens sind, lenkt ab von den wichtigeren Fragen und Entwicklungen.

In meinem neuen Buch versuche ich eine Diagnose am Krankenbett Europas mit Therapievorschlägen. Am wichtigsten dafür schien mir das Aufdröseln der gegensätzlichen Spins, die für allgemeines Schwindelgefühl sorgen. Statt zu einem Plan geheimer Verschwörung geriet ich zu einem Plan wachsender Verwirrung – und diese wollte ich entwirren. Dabei entstand ein ungewöhnliches Buch, mit 66 bündigen Kapiteln, die eng miteinander verwoben sind und etwas Orientierung stiften sollen:

Rechtzeitig zur weihnachtlichen Bescherung ist das Buch aller Hindernisse zum Trotz erhältlich: auf Amazon und natürlich auch im herkömmlichen Buchhandel. Die Buchpräsentation muss nach mehrfacher Verschiebung online stattfinden. Das wird viele von Ihnen freuen – denn so dürfen Sie daran auch in der Ferne teilhaben:

Montag, 14.Dezember 2020 um 18:00 Uhr, live aus der Buchhandlung Thalia in Wien auf Facebook. Schauen Sie rein, bescheren Sie Familie, Freunden, Kunden durch ein Buchgeschenk ein wenig nüchterne ökonomische Betrachtung des Geschehens jenseits der Filterblasen. Sehr hilfreich wäre wie immer eine kurze Rezension auf Amazon – danke dafür!

Der obige Live-Termin ersetzt unseren Salon im Dezember. Wann wir den Auftakt zum nächsten Semester machen, das lasse ich noch offen – warten wir einmal ab, wie das neue Jahr beginnt. Inzwischen findet weiterhin unser Studium generale statt, das nächste Intensivseminar kommenden Samstag widmet sich den „Freien Privatstädten“, bei denen das scholarium und ich immer tiefer engagiert sind. Einstieg in das Studium ist jederzeit möglich, auch aus der Ferne.

Wenn Sie das scholarium schon unterstützen, dann danke ich Ihnen. In diesem Jahr hätte ich Ihnen gern mehr neue und nützliche Inhalte geboten. Vieles ist in der „pipeline“ und wird hoffentlich bald wieder fließen. Ich muss also wieder für Ihre Geduld danken. Wenn Sie sich noch nicht zu einer Unterstützung des scholarium durchringen konnten, ist vielleicht manch erzwungene Muße eine gute Gelegenheit, sich auf das Wagnis einzulassen, mit uns – ohne Zorn und Eifer – zu versuchen, eine verrückte Welt etwas besser zu verstehen und im Kleinen ein paar Dinge zurechtzurücken: scholarium.at

Als kleinen Gruß schicke ich Ihnen anbei zwei kurze Texte [Bitte wenden Sie sich deswegen an das scholarium.at – Anm. d. Red.], die sich den Themen der Zeit und meines neuen Buches ein wenig – von Österreich ausgehend – annähern. Wir müssen uns alle vor überheblicher Besserwisserei hüten, die oft nur Bestätigung der eigenen Interessen ist. Entgegen aller Klagen über das „Spalten“ wird es aber erst dann interessant, wenn sich intelligente und aufrichtige Menschen uneins sind – an diesen Bruchlinien können wir etwas lernen. Ich versuche ohne Idealisierung und Romantisierung Lehren zu ziehen anhand der Widersprüche zwischen Technokratie und Demokratie, Asien und Europa, Intensivstationsüberlastung und Lockdown zweifeln, Insel der Seligen und der Armen im Geiste …

Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit, einen besinnlichen Jahreswechsel und viel Kraft und Gesundheit für die Herausforderungen unserer Zeit.

Herzlichst,
Rahim Taghizadegan

DER AUTOR

Rahim Taghizadegan ist Rektor des Scholarium (scholarium.at) in Wien. Interessenten seines Newsletters können zwei Texte zu seinem Buch lesen, die als PDF versendet werden. Aus Urheberrechtsgründen sind diese in unserer Veröffentlichung seines Newsletter-Artikels nicht enthalten. Bitte wenden Sie sich direkt an das scholarium.at.

BUCHVORSTELLUNG

FACEBOOK LIVE – Montag, 14. Dezember 2020 um 18.00 Uhr
Rahim Taghizadegan: „Europa auf der Intensivstation“ Im Gespräch mit Stefan Gartler.
Signierwünsche mit persönlicher Widmung werden im Vorhinein gerne direkt in der Filiale entweder telefonisch (0732 7615 67512) oder per Mail (veranstaltungen.w3@thalia.at) entgegengenommen!

DAS BUCH

Rahim Taghizadegan: Europa auf der Intensivstation: Heilung oder wirtschaftlicher Niedergang. Leykam Verlag 2020.
Als Teile Europas zum Epizentrum der Coronavirus-Pandemie wurden, war der Schock groß. An den Folgen wird Europa noch länger leiden. Der Patient hängt an den Schläuchen vermeintlich grenzenloser künstlicher Liquidität. Dabei geht die medizinische Analogie erstaunlich weit: Komorbidität ist der Begriff der Stunde. Bei der Einordnung des Krankheitsgeschehens muss das Augenmerk den Vorerkrankungen gelten, den Gründen für Immunschwäche und versäumte Prävention. Das Virus offenbart das Versagen der Institutionen, besonders der gesamteuropäischen. Aber auch die nationalen, die sich als handlungsfähige Krisenretter inszenieren, bedürfen einer kritischen Analyse. Die aktuelle Episode wird die Ablösung der Führungsposition des Westens, des Eurodollar-Raums, beschleunigen. Viele ergriffene Maßnahmen werden sich, statt als Löschversuche, als Brandbeschleuniger erweisen. Diese Wirtschaftskrise ist kein vorübergehender Einschnitt. Sie ist Ausdruck der mangelnden Stabilität wirtschaftlicher Kartenhäuser, sinkender Lernfähigkeit und wachsender Erstarrung. Diese Pandemie wird nicht den Untergang bringen. Sie könnte jedoch Anstoß sein, weg von westlicher Selbstüberschätzung zu einem realistischen Selbstverständnis zu gelangen. Nur mit neuer Nüchternheit wird sich echter Optimismus finden lassen.
Weitere Informationen beim Leykam Verlag.