KLEINER RATGEBER zur privaten Blackout- und Katastrophen-Vorsorge

Die Warnung „Black out – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg erschien bereits 2012. — Foto: Cover/Montage

Der Strom ist weg! Und nun?

Vorher daran denken. Morgen ist es zu spät.

Aus unserer Redaktion. — Dresden, 18. August 2022

Trotz meines Interesses für die Materie war mir das Ausmaß der Vernetzung und gegenseitigen Abhängigkeiten nicht bewusst. Unsere moderne Gesellschaft ist komplett abhängig davon, dass all diese Systeme, die im Hintergrund längst völlig automatisiert ablaufen, reibungslos funktionieren. Tun sie das nicht, stürzen wir binnen kürzester Zeit zurück ins Mittelalter. […] Aber während in unserer Gesellschaft immer lauter nach Energiesparen, Energieeffizienz und Energiewende gerufen wird, elektrifizieren wir gleichzeitig unser Leben weiter. […] Erschreckend fand ich auch, wie wenig Gedanken sich Verantwortliche selbst in führenden Positionen über die weitergehenden Auswirkungen ihres Handelns machen, aber auch wie wenig Wissen sie zum Teil darüber überhaupt besitzen.

Marc Elsberg in einem Interview für die Verlagsgruppe Random House

„Black out – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg erschien im Jahre 2012 erstmals und ist seitdem mehr oder weniger in aller Munde bzw. Augen. Es wird geschildert, wie ein zunächst lokaler Stromausfall sich kaskadenartig zur europaweiten Katastrophe entwickelt. Elsberg zeigt sehr anschaulich, wie sich Stunde um Stunde, Tag für Tag die Probleme und Auswirkungen verstärken.

Marc Elsberg: Black out – Morgen ist es zu spät. Blanvalet 2012
Leseprobe aus Black out

Etwa in der gleichen Zeit hatte sich die Bundesregierung mit unterschiedlichen Krisen-Szenarien beschäftigt und entsprechende Berichte erstellen lassen.

Deutscher Bundestag Drucksache 17/12051 vom 03.01.2013; Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012

Seitdem war es um dieses Thema recht still geworden, obwohl allerspätestens die Katastrophe im Ahrtal alle Verantwortlichen jäh aus ihrer Lethargie hätte reißen müssen. Hätte.

Bei gezielter Suche ist allerdings festzustellen, dass es eine Aktualisierung der Notfallvorsorge aus dem Jahr 2019 gibt. Also: theoretisch sind wir auf alles vorbereitet …

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK): Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen (7. Auflage, Juli 2019)

Der Umgang mit den Folgen dieser Katastrophe und vor allem mit den Opfern zeigt uns, dass in unserem Lande zwar permanent Angst geschürt aber keine wirkliche Vorsorge betrieben wird. Verantwortliche werden regelmäßig nicht zur Verantwortung gezogen.

Auch das gehört in die Reihe: permanentes Staatsversagen. Und das ist wohlwollend beurteilt!

Was heißt das nun für den normalen Bürger dieses Landes?

Bis vor kurzem hätte man diese Frage noch relativ sachlich und strukturiert beantworten können. Hierzu gibt es mittlerweile recht viele Ratgeber. Es tauchen inzwischen auch jede Menge der beliebten „Experten“ auf, am Ende wird uns aber nur unser gesunder Menschenverstand wirklich helfen können.

Warum diese zusätzliche Verkomplizierung der ohnehin schon schwer vorstellbaren Notlage?

Weil wir uns gerade das Gas und das Öl selbst abdrehen, den Strom an der Börse handeln und überhaupt nicht die Absicht erkennbar ist, Schaden von diesem Land abzuwenden. Insofern hat die Bemühung um persönliche Vorsorge aktuell einen erheblich höheren Unsicherheitsgrad erlangt, als dies noch zu Beginn des Jahres der Fall war.

Zurück zum Ausgangspunkt. Was passiert, wenn der Strom ausfällt?

Die Antwort ist sehr lang, aber einfach herzuleiten. Man überlege sich, was alles vom elektrischen Strom im Alltag abhängig ist und stelle sich dessen Ausfall vor.

▬ Kein Licht, keine Heizung, kein Wasser, kein Telefon, kein Computer, kein Kühlschrank.

▬ Kein Sprit, kein Geldautomat, keine Supermarktkasse.

▬ Keine Verkehrsampel, keine Straßenbeleuchtung, keine Lüftung im Tunnel.

Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Solange dies nur eine kurze Zeit anhält und womöglich nur regional auftritt, kann man womöglich nach kurzer Zeit schon wieder zur Tagesordnung übergehen. So manch einer wird es womöglich nicht bemerken. So geschehen im September 2021 in Teilen von Sachsen.

Und was, wenn es länger dauert?

Das Geld geht aus. Wasser und Sprit gehen zur Neige. E-Autos sind unbrauchbar, die Vorräte in der Kühltruhe vergammeln, die Kinder drehen durch, weil der Gameboy nicht funktioniert, viele Leute bekommen einen Koller, weil der Fernseher nicht läuft, das Klo ist verstopft und auf der Straße türmt sich der Müll. Keine Logistik, keine Lieferung, keine Abfuhr …

Kühe werden nicht mehr gemolken, Schweine nicht mehr gefüttert, Hühner verenden massenhaft …

Inzwischen ziehen schon beängstigende Gruppen durchs Wohnviertel. Polizei und Feuerwehr sind gnadenlos überfordert.

An dieser Stelle breche ich mit der Aufzählung ab. Um mit einem bekannten Politiker zu sprechen: Ich möchte ja die Leser nicht verunsichern.

Was ist mit dem Internet?

Es gibt verschiedene Arten und Wirkungen von Stromausfällen. Hier ist auf einschlägige Fachleute zu verweisen, was am Ende des Artikels erfolgt.

Es gibt aber auch die Gefahr, dass – aus welchem Grunde auch immer – das Internet ausfällt. Kurzzeitig kein Problem. Längere Zeit schon.

Anonymousnews: Katastrophale Folgen für die Menscheit: Was passiert, wenn das Internet zusammenbricht?

Auch hier ist ein Gedankenexperiment sehr aufschlussreich.

Bei dem heutigen Grad der Vernetzung und der Abhängigkeit (auf allen Gebieten des täglichen und untäglichen Lebens) von Online-Verbindungen und Cloud-Servern usw. bricht nicht nur die dienstliche Verwaltung in Ämtern und Behörden zusammen, sondern auch nahezu alle Liefer- und Bestellketten, was Produktion nahezu unmöglich macht.

Obwohl der Gedanke verlockend ist, dass alle Forderungen des Finanzamtes sich plötzlich in Luft auflösen, der Rest ist verstörend. Kraftwerke, Wasserwerke, Krankenhäuser … ohne DSL, W-LAN und Co. gehen auch hier die Lichter aus.

Viele Menschen haben neuerdings all ihre Informationen in eine virtuelle Wolke ausgelagert. Ich halte das für ausgesprochen naiv.

Was sagt uns das?

Nichts auf dieser Welt ist sicher. In diesem Land schon gar nicht. Wir werden bestimmte Gefahren und Notsituationen nicht verhindern können. Insofern sind zwei grundsätzliche Überlegungen sehr empfehlenswert:

Punkt 1

Naivität und Gutgläubigkeit ablegen und eine realistische Analyse der Situation vornehmen. Dabei mindestens eine Stufe weiterdenken, als man selbst für möglich hält. Wir müssen die mentale Stärke aufbringen, uns gedanklich auf Situationen einzustellen, die sehr unkomfortabel sein können. Das kann schmerzhaft sein. Wenn ein Notfall eintritt, hat man keine Zeit, lange zu überlegen.

Punkt 2

Aus dieser Analyse und Negativ-Prognose heraus muss jeder für sich / für seine Familie überprüfen, ob und wie er mögliche Schäden minimieren und Notsituationen abfedern kann.

Wie betreibe ich Vorsorge?

Obwohl der gemeine Prepper noch immer argwöhnisch betrachtet wird, ist die Vorratshaltung für 10 Tage nunmehr erklärte Zielvorstellung des Bundesamtes für Katastrophenschutz.

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): Ernährungsvorsorge

Es ist also nicht auszuschließen, dass der einst beschimpfte und missachtete Vorsorger womöglich noch zum „Retter der Nation“ befördert wird.

Es gibt allerdings Spezialisten, die für eine Selbstversorgung von mindestens drei Wochen plädieren. Deren Einschätzung ergibt sich aus der Logik, dass ein Blackout über mehrere Tage eine Kettenreaktion auslöst, deren Auswirkungen sich wiederum mehrere Wochen erstrecken können.

Bis unterbrochene Lieferketten wieder funktionieren und der normale Bedarf wieder gedeckt werden kann, vergeht mit hoher Sicherheit einige Zeit. Und diese Prognose ist zuversichtlich gedacht, da keineswegs sicher ist, dass die Produktion der Lebensmittel schnell wieder funktioniert. Hier sei nur ergänzend und beispielhaft darauf hingewiesen, dass wegen der staatlichen Beschränkung der Landwirtschaft die nationale Getreideproduktion kein backfähiges Mehl mehr erzeugen könnte. Auf die Tierhaltung hatte ich oben schon hingewiesen.

Für die Art und den Umfang der persönlichen Bevorratung gibt es (solange der Strom und das Internet noch funktionieren) zahlreiche Hilfestellungen. Am Ende muss jeder für sich selbst die passende Planung aufstellen, die zu seinen Möglichkeiten/Notwendigkeiten passt.

Vorsorge- und Bevorratungsschwerpunkte

Das sind: Wasser, Nahrung, Licht- und Wärmequellen, eine Kochgelegenheit.

Es gibt Heizöfen, auf denen man kochen kann.

Nahrung muss haltbar sein und turnusmäßig erneuert werden. Wer selbst Obst/Gemüse anbaut, sollte sicherstellen, dass er auch selbst die Früchte seiner Arbeit ernten kann.

Für Licht sorgen nicht nur Kerzen (Teelichter sind effektiver) sondern auch Taschenlampen und Akkuleuchten. Ausreichend Batterien und ein Solarpaneel mit Akku sichern die Funktion. Größere Akkus/Batterien können als Puffer genutzt werden, wenn Strom nur zeitweise anliegt.

Dazu gehört aber auch die Sicherheit der eigenen vier Wände. Die wenigsten von uns werden sich leicht von ihrem Heim trennen und sich auf eine unkalkulierbare Flucht begeben. Nicht nur, dass ein sicherer Zufluchtsort nicht selbstverständlich ist, man muss auch hinkommen. Das kann durchaus schwierig werden.

Einbruchschutz an Türen und Fenstern sollte selbstverständlich sein. Hier ist der mechanische Schutz vorzuziehen – eine Alarmanlage ist teuer und schützt im Zweifelsfalle nicht vor Einbruch. Außenbeleuchtung mit Bewegungsmelder, Akku, Solarpaneel ist nützlich. Die eigene Wachsamkeit und die Zusammenarbeit mit Nachbarn sind wesentliche Sicherheitsfaktoren.

Früher – so sagt man – hätte die Sicherheit eines Hauses nicht in der Dicke der Tür bestanden, sondern war gewährleistet durch den Hausherrn und seinen kräftigen Söhnen, die mit Mistgabel oder Flinte hinter selbiger standen.

Kommunikation ist wichtig. Ein Radio mit Batteriebetrieb und Handfunkgeräte sichern nicht nur den Empfang der neuesten Katastrophenmeldungen, sondern auch die Verständigung mit der Familie, Nachbarn, Freunden.

Das Fazit

Es ist keine Frage, ob der Blackout kommt, nur wann und wie wir darauf vorbereitet sind.

Auch wenn die notwendigen Gedankenketten zu diesem traurigen Thema schmerzhaft sind, wir sollten sie zulassen. Die Hoffnung „das können die doch nicht machen“ ist in den letzten Jahren so oft geplatzt, wie sog. Verschwörungstheorien längst Praxis waren, als die Mahner noch bekämpft wurden.

Eine nützliche, wenn auch ein wenig makabre Devise lautet: rechne mit dem Schlimmsten und freue Dich, wenn es nicht eintritt.

Die Speisevorräte werden aufgebraucht, die Kerzen abgebrannt und die Batterien leergeleuchtet, auch wenn uns die Krise nicht in ihrer vollen Härte treffen sollte.

Unabhängig von jedem individuellen Vorsorgeplan ist eines überlebensnotwendig – der Zusammenschluss in Gruppen. Hier entsteht nicht nur mentale, sondern auch gegenständliche Stärke, die jeder dringend wird gebrauchen können.

Leider musste ich bisher feststellen, dass – auch in patriotischen Kreisen – beide Aspekte nur in sehr begrenztem Umfang wahrgenommen und umgesetzt werden.

Dies hier soll ein Denkanstoß sein.

NÜTZLICHE LINKS

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe — LINK
Herbert Saurugg – Internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte — LINK
Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS (Schweiz) — LINK
Waldhammer – Deutschlands größter Outdoor- und Survivalratgeber — LINK
Kopp-Verlag – Bücher, die Ihnen die Augen öffnen — LINK
Prepper-Profi – Informationen und Produkte für Prepper und Krisenvorsorge — LINK
Notvorsorge Onlineshop – Für ihren persönlichen Notvorrat — LINK
Notnahrung – Überlebenswichtige Lösungen in Krisen — LINK

WEITERE BÜCHER

Wulf Bennert: 2054 – Ein Jahr im Paradies der Genügsamkeit. Kaleidoscriptum Verlag 2021 — LINK
Wulf Bennert: Black out – Kleines Handbuch zum Umgang mit einer wachsenden Gefahr. Kaleidoscriptum Verlag 2020 — LINK

NEU UND AKTUELL

Welche praktischen Lösungen gibt es, um eine Katastrophe wohlbehalten und sicher zu überstehen? Der erfahrene Krisenexperte Lutz Winter rät in seinem neuen und aktuellen Buch „Deutschland BLACKOUT“, schon jetzt alle richtigen Maßnahmen zu treffen. Schritt für Schritt zeigt er alle Handlungen auf, die das Überleben im Blackout ermöglichen. Der Lübecker Autor und ehemalige Polizei- und Kriminalbeamte Joachim Raeder empfiehlt das Buch und schreibt: „Wichtig ist zunächst die Erkenntnis, dass wir uns in solch einer Situation nicht auf den Schutz und die Versorgung durch staatliche Einrichtungen verlassen können. Die gewohnten Strukturen werden schnell zusammenbrechen, und wir werden auf uns selbst gestellt sein. Wer das begriffen hat, sollte unverzüglich handeln, um für sich und seine Lieben die Verantwortung zu übernehmen. Wir dürfen uns nicht mehr wie Kinder die Augen zuhalten und die Gefahr ignorieren!“

Lutz Winter: Deutschland BLACKOUT – Überleben bei totalem Stromausfall: Das perfekte Krisenvorsorge-Buch für Notfall-Ausrüstung, Katastrophenschutz und Krieg (Prepper Nahrung, Notfallausrüstung, Vorsorge). Paperback, 248 Seiten. ISBN-13: 9783949859069. Verlag: Resonanz Buchverlag. Erscheinungsdatum: 22.7.2022

Der Autor Lutz Winter ist ehemaliger Angehöriger des Militärs (Spezielle Operationen) und ausgewiesener Fachmann im Bereich Krisen- und Katastrophenbewältigung. Er berät sowohl Firmen als auch Privatpersonen hinsichtlich der Folgen eines Blackouts und bietet entsprechende Schulungen zur Eigensicherung an.

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