VORTRAG Dr. Dirk Reitz »Die Ukraine als „Raum der Gewalt“« in Pirna

Illustration: Luigi auf Pixabay/Werkstein Pirna

Eine Veranstaltung von „Buch und Wein Pirna“

Vortrag Dr. Dirk Reitz »„Bloodlands“ – die Ukraine
als „Raum der Gewalt“ vom 18. bis ins 21. Jahrhundert«

Freitag, 13. Dezember 2024 um 20.00 Uhr
am Steinplatz 2D in Pirna

Während nun momentan die Weihnachtsmärkte aufgebaut werden und schon im Vorfeld über Bratwurst- und Glühweinpreise spekuliert bzw. diskutiert wird – lesen und hören wir in den Medien von Wehrertüchtigung, von der Lieferung weiter reichender Waffen in die Ukraine als bisher, von einer Pflicht zur Verteidigung der eigenen Interessen, unserer „Freiheit“, unserer „Werte“, kurz – von einer unglaublichen Verschärfung unserer von der Regierung erzwungenen Involvierung in einen Krieg unter slawischen Brüdern. Dass dieser Krieg, nun seit kurzem, öffentlich schon als der Beginn des dritten Weltkriegs definiert wird, macht Angst und wütend. Um die Geschichte dieses Konflikts bzw. die gewalttätige Historie des geschundenen Landes, aus brennendem, aktuellem Grunde, näher zu betrachten, freuen wir uns, Herrn Dr. Reitz für diesen Abend gewonnen zu haben, Dr. Reitz beschreibt seinen Vortrag wie folgt:

„Bloodlands“ – die Ukraine als „Raum der Gewalt“ vom 18. bis ins 21. Jahrhundert
»Bis zum Beginn des russisch-ukrainischen Krieges am 24. Februar 2022 war die Ukraine für die meisten Deutschen ein undefiniertes Zwischenreich im Osten, über dessen Topographie, Geschichte, Kultur und Bevölkerung nur wenig bekannt war – und für das man sich letztlich kaum interessierte. Und dennoch ist die Ukraine seit dem frühen 18. Jahrhundert ein Schauplatz zahlreicher europäischer Konflikte: angefangen mit der Schlacht von Poltawa im Großen Nordischen Krieg (1709), über die polnischen Teilungen und Napoleons Rußlandfeldzug. Während  man die Bevölkerung des Raumes in der Donau-Monarchie bis 1918 als „Ruthenen“ bezeichnete, findet sich der Name „Ukrainer“ eher selten. Hier taucht die Frage auf, was ein Volk ausmacht? Für die Völkerwanderungszeit kennen wir den Begriff der „Ethnogenese“, wann begannen also die Einwohner des Raums, sich als Volk zu betrachten?
1918 wirkte die III. Oberste Heeresleitung als Geburtshelfer des ersten ukrainischen Staates, dem allerdings im Schatten des Russischen Bürgerkriegs kein langer Bestand beschieden war. Immerhin schloss das Deutsche Reich (zzgl. Verbündeter) im Februar 1918 mit der Ukraine den „Brotfrieden“, der den Deutschen vor allem Zugriff auf ukrainisches Getreide sichern sollte.
Für die großen Schlachten vieler Feldzüge von Karl XII. von Schweden bis zu Adolf Hitler, bildet die Ukraine den Kriegsschauplatz, aber auch für die Gewaltexzesse der Russischen Revolution und des Bürgerkriegs bis 1925. Heute spricht man in deutschen Medien ganz selbstverständlich vom „Holodomor“, jenen stalinistischen Zwangsmaßnahmen, die Millionen Ukrainer dem Hungertod preisgaben.
Und schließlich fanden die großen Grenz- und Kesselschlachten des Zweiten Weltkriegs auf ukrainischem Territorium statt, bis hin zu den Schlachten um Kiew (1941/1943). Krieg – Besetzung – „Befreiung“ – Besetzung – Partisanenkrieg bilden einen gewalttätigen Reigen, der heute seine Fortsetzung findet. Die Gewaltgeschichte des Raums, den wir heute Ukraine nennen, steht im Mittelpunkt des Vortrags.«

Dr. Dirk Reitz (Jg. 1966) studierte nach seinem Militärdienst Geschichte, Politische Wissenschaften und Jura an den Universitäten in Mainz, Münster und Darmstadt, wo er im Jahre 2001 als Magister Artium abschloss. Während seiner Studienzeit war Reitz u.a. als Assistent des Wirtschafts- und Technik-Historikers Prof. Dr. Wolfgang Frhr. Stromer von Reichenbach tätig. In Darmstadt wurde er im Jahre 2004 bei Prof. Dr. Natalie Fryde mit einer Arbeit über die Kreuzzüge Ludwigs des IX. von Frankreich promoviert. 2001–2011 war er an der Technischen Universität in Darmstadt am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte beschäftigt; den Lehrstuhl vertrat er in den Jahren 2008/09. Obgleich von seiner Denomination Mediävist, versteht sich Reitz als Militärhistoriker, der insofern eher „transepochal“ zu verorten ist. Reitz ist Major der Reserve und seit 2012 im außerakademischen Bereich beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. tätig, bis 2017 als Landesgeschäftsführer in Sachsen, bis Ende 2019 als „Sonderbeauftragter 100 Jahre Ende Erster Weltkrieg“ mit Dienstsitz in Kassel, und seit Januar 2020 wieder als Landesgeschäftsführer in Dresden. Daneben ist er Lehrbeauftragter an der TU Chemnitz, wo er bei Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll ein Habilitationsprojekt zum Thema „Europäische Friedensschlüsse von 1815 bis 1919 – vom Prinzip des Interessenausgleichs zur Schuldfrage“ betreibt.

Organisiert wird die Veranstaltung von „Buch und Wein Pirna“, sie findet am Steinplatz 2D in Pirna statt, dem Firmengelände von Gabriel Heimann: https://maps.app.goo.gl/f4iqWsDADPpnn3EB8

Die Veranstaltung beginnt am 13. Dezember 2024 um 20.00 Uhr, Einlass ist ab 19.30 Uhr. Für Getränke ist gesorgt, Parkmöglichkeiten sind die „Offiziellen“, vor Ort selbst geht es etwas eng zu. Ticketpreis wie immer 10 Euro, ermäßigt 8 Euro.

Die Plätze sind begrenzt, eine Anmeldung ist zwingend notwendig! Bei Interesse melden Sie sich bitte rasch an bei Gabriel Heimann pirnaheimann@gmail.com. Sie erhalten eine Bestätigung! Sollten Sie sich anmelden, eine Bestätigung erhalten haben und dann doch verhindert sein: Lassen Sie es uns bitte wissen, die Veranstaltungen sind schnell ausgebucht und es wäre schade, wenn Plätze frei bleiben würden.

Mit herzlichen Grüßen vom Steinplatz aus Pirna!
Gabriel Heimann, Daniel Heimann und Thomas Hobrack

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